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Kirche St. Trinitatis

 

Anschrift: Talstraße 2, 07545 Gera

Baugeschichte

Die St. Trinitatiskirche wurde 1611 errichtet. Sie diente längere Zeit als Friedhofskirche, erst 1886 erhielt sie den Rang einer Pfarrkirche. Eine Inschrift auf dem westlichen Triumphbogenpfeiler weist Simon Reisig als Bauherrn aus, darunter steht die Jahreszahl 1611.

Anders als üblich, ist die Trinitatiskirche nicht nach Osten ausgerichtet. Dies ist wohl den damaligen räumlichen Gegebenheiten geschuldet: Die Lage zwischen dem Friedhof und der Wolfgangskapelle ließen einen Neubau nur in nord-südlicher Richtung zu.

Die Zweckentfremdung des Kirchgebäudes als Armee-Magazin in der napoleonischen Zeit und gravierende Altersschäden waren Anlass dafür, dass St. Trinitatis 1868/69 renoviert wurde: Die Nordseite (Eingangsseite) erhielt eine neugotische Fassade. Die drei Giebelfenster wurden durch eine Fensterrose, das Renaissanceportal durch ein neugotisches ersetzt. 1899 wurde der Turm angebaut. 1952 wurde der Dachreiter am Nordgiebel entfernt. Erneuerungsarbeiten im Inneren schlossen sich im Folgejahr an.

Der heutige Zustand des Raumes ist Ergebnis der großen Restaurierung 1968/70, bei der u.a. die Balken-Felder-Decke aus der Erbauungszeit freigelegt wurde. Weiterhin wurde die aus der ehemaligen Schlosskirche zu Reinhardtsbrunn stammende Kanzel eingebaut. Die letzte Außeninstandsetzung fand 1986 statt.

Das Äußere der Kirche

Die St. Trinitatiskirche ist eine rechteckig angelegte Saalkirche mit dreiseitigem Chorabschluss. An der östlichen Langhauswand steht der neugotisch ausgeführte Turm. Die Kirchenfenster an Langhaus und Chor sind als zweibahnige Maßwerkfenster ausgeführt. Das schlichte Äußere ist Resultat der ursprünglichen Bestimmung als Friedhofskirche.

Interessante historische Zeugnisse sind die westlich und nördlich an der Mauer aufgestellten Grabsteine sowie die zur einstigen Wolfgangskapelle gehörende Außenkanzel an der Ostwand. Die inschriftlich 1500 datierte Kanzel zählt zu den bedeutendsten bauplastischen Werken der Spätgotik in der Region.

Von den Grabsteinen ist insbesondere der des Nicolaus de Smit zu nennen. Der aus Flandern stammende de Smit etablierte die niederländische Wollzeugfabrikation in Gera und begründete die Kunst- und Schönfärberei. Der Stein wurde 1841 von der Zeugmacherinnung gestiftet und 1933 erneuert.

Ausstattung

Das Innere von St. Trinitatis schmückt eine Reihe wertvoller Kunstwerke.

Die Balkendecke mit Rollwerkmalereien und die friesartige Wandbemalung darunter stammen aus der Erbauungszeit. Die Decke weist in jedem Feld eine andere Ornamentierung auf.

Auch die Emporenmalereien stammen aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die von plastischem Beschlagwerk eingefassten Szenen aus dem Alten Testament sind Teile eines ehemals größeren Zyklus mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

Die wertvollsten Kunstwerke befinden sich im Chor:

Das Altarbild wurde von dem Geraer Maler David Nieke (1660 – 1726) um 1700 geschaffen. Dargestellt ist die heilige Trinität (Dreifaltigkeit) in Gestalt der thronenden Gottvater-Christus-Gruppe und der Taube des Heiligen Geistes. Um diese Gruppe ordnen sich kreisförmig Engelchöre, die den dreieinigen Gott lobpreisen. Interessant sind die historischen Musikinstrumente.

Die große Kreuzigungsgruppe gab der reußische Regierungssekretär Benedikt Pascha zum Andenken an seine Frau, seine Tochter und deren Sohn 1630 in Auftrag. In einer Chronik hieß es, dass die Skulpturen die Züge der Familienangehörigen tragen. Das Kunstwerk wird dem Geraer Maler Johann Dobenecker (1596 – 1670) zugeschrieben.

An der Westseite des Chores befindet sich ein großes Gemälde zur Erinnerung an das einhundertjährige Jubiläum der Augsburger Konfession, die die Glaubensartikel der evangelischen Kirche umfasst. Diese wurden 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg verlesen und von den protestantischen Reichsständen dem Kaiser übergeben. Als Künstler wird Johann Dobenecker vermutet.

Am westlichen Triumphbogenpfeiler steht die Kanzel. Das in den Jahren 1612 bis 1615 aus Marmor und Alabaster geschaffene Werk gehörte ursprünglich in die ehemalige Reinhardtsbrunner Schloßkirche, die im 19. Jahrhundert einem Neubau weichen musste. Originalität und Qualität der Ausführung markieren eine Arbeit von überregionaler Bedeutung. Die Kanzel gehört zu den bedeutendsten plastischen Werken der Spätrenaissance im mitteldeutschen Raum.

Am westlichen Triumphbogenpfeiler befindet sich eine spätgotische Schnitzplastik (Anfang 16. Jhdt.) das Gnadenstuhls, einer Darstellungsvariante der Heiligen Trinität. Gottvater hält mit beiden Händen das Kruzifix, dazwischen schwebt die Taube des Heiligen Geistes.

Gegenüber an der östlichen Langhauswand steht die Schnitzfigur des heiligen Wolfgang (um 1490), die aus der einst benachbarten Wolfgangskapelle entstammt.

An der östlichen Chorwand steht das Epitaph für den reußischen Kanzler Johann von Freiesleben (1690 – 1770), das von Friedrich Samuel Schlegel aus feinem Sandstein geschaffen wurde. Es handelt sich um eine äußerst qualitätvolle frühklassizistische Arbeit.

Erwähnung verdienen ferner die barocken Grabsteine für den 1699 verstorbenen Geraer Bürgermeister Johann Heinrich Reiche sowie das Doppelgrabmal für den reußischen Kanzler Friedrich von Heckenberg und seine Gemahlin Anna Katharina, geb. von Sanden. Beide stehen an der Ostseite des Langhauses.

Zuletzt ist noch die 1518 gegossene Glocke zu nennen, die nach Abriss der Wolfgangskapelle Aufnahme in der Trinitatiskirche fand. Im 2. Weltkrieg sollte sie für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden. Im Glockenlager Hamburg wiederentdeckt, brachte sie der damalige Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim 1969 nach Gera zurück.

Quelle: Frantzke, Thomas: „Die Kirchen St. Johannis, St. Salvator und St. Trinitatis zu Gera“, Gera 2001. Ausgewählt und bearbeitet von Armin Böttger.